Die Quote sollte nicht nur das Geschlecht belohnen sondern auch das Engagement

21.11.2019

Silvia Breher soll neue Vize-Chefin der CDU und Nachfolgerin der designierten EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen werden. Vielen Lesern wird es so gehen wie mir, wir kennen sie nicht. Sie selbst äußerte sich mit den Worten "Es ist das allererste Mal in meinem Leben, dass ich von der Frauenquote profitiere. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlimm."

Man kann es lobenswert finden, dass endlich mehr Frauen in Spitzenämtern der Politik sind. Vielleicht sind bringen sie auch mehr Empathie und weniger Machtbesessenheit und Korruptionsbestrebungen in die politische Landschaft. Vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall wird die vertretene Bevölkerung durch diese Entwicklung aber besser abgebildet.

Dennoch bleibt bei vielen engagierten und meist ehrenamtlichen Mitgliedern in den Kommunen der Zweifel, ob dies auch fair ist, denn diese Mitglieder sind über alle Parteigrenzen hinweg weit mehr Männer als Frauen. In der Chance nach Anerkennung durch Parteiämter haben sie aber zurzeit das Nachsehen.

Die Bundeszentrale der politischen Bildung veröffentlichte die Zusammensetzung der Mitglieder nach unterschiedlichen Kriterien wie Beruf, Schulabschluss, Alter und natürlich auch nach Geschlecht und sie schreibt dazu, dass "die Verteilung der Bevölkerung nach Geschlecht in den Mitgliederschaften der Parteien nicht widergespiegelt wird. Die Frauen, die etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sind in allen Parteien mehr oder minder stark unterrepräsentiert. In der AfD stellen sie nur 16 Prozent, in der CSU stellen sie nur ein Fünftel der Mitglieder, in der CDU ein gutes Viertel und in der SPD ein knappes Drittel. In der Linkspartei gibt es 37 Prozent, bei den Grünen 39 Prozent Frauen. (bpb.de, 7.10.2017)". Interessant finde ich aber die Formulierung, dass die Frauen "unterrepräsentiert" sind. Suggeriert dies nicht, dass man ihnen Mitgliedsanträge vielleicht vorenthält oder sie als Mitglieder nicht annehmen möchte? Tatsächlich ist aber, dass Frauen sich aus welchen Gründen auch immer einfach weniger in den politischen Parteien engagieren. Sollte nicht aber das Engagement und die Arbeit der Mitglieder belohnt werden anstatt das Geschlecht, auf das ein Mitglied nur wenig Einfluss hat.

Quelle: bpb.de

Seit 22. Dezember 2018 gibt es drei offizielle Geschlechter, männlich, weiblich, divers. Es scheint jedoch nicht zwingend sinnvoll zu sein, jetzt folgerichtig dafür zu werben, dass in allen Vorständen und politischen Spitzenämtern alle drei Geschlechter unbedingt oder gar paritätisch vertreten sein sollen, nur um zu zeigen, dass wir eine moderne und gerechte Gesellschaft sind. Der Vorstoß von Vizekanzler Olaf Scholz, Vereinen die Gemeinnützigkeit zu entziehen, wenn sie das andere Geschlecht, aus welchem nachvollziehbarem Grund auch immer, nicht aufnehmen möchten, geht in eine ähnliche Richtung. Die staatliche Förderung soll demnach nicht mehr vordringlich auf die Gemeinnützigkeit abzielen und dass diese Vereine "gutes" für die Gesellschaft bewirken, sondern auf die Besetzung. Vielleicht sollte man den Begriff der Diskriminierung nicht überstrapazieren, da sonst der Blick auf die wirklichen Missstände vernebelt wird.

Muss nicht der Fairness halber mehr auf den Unterbau der Gruppierung, der Organisation oder des Vereins geschaut werden? Wenn beispielsweise Frauen sich prozentual nur wenig in einer Partei engagieren, verstehe ich den zwanghaften Ruf nach paritätischer Besetzung ihrer Vorstände nicht. Dient dies doch nicht dem Abbau von Diskriminierung, sondern schafft dieselbe.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden, um der sensiblen politischen Korrektheit in Form eines "Disclaimer" genüge zu tun. Ich bin auch für mehr Frauen in der Politik und gegen Diskriminierungen welcher Art auch immer. Aber auch für eine Auswahl nach Leistung und Qualifikation und nicht für eine Wahl nach Geschlecht, unabhängig davon um welches der zurzeit drei legitimierten Geschlechter es sich handelt.

v.i.s.d.P.
Dr. Frank Schuster
Freier Journalist